Vom Dokumentarfoto zur Fotoikone


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Vom Dokumentarfoto zur Fotoikone
Dossier mit Aufgaben für die Stufen Sek I und Sek II.
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Lösen sie die Aufgaben im Dossier in einer der drei Gruppen. Die Lösungen werden hier als "Lösungsheft" präsentiert.

Die Aufgaben können auch noch beurteilt werden punkto Schwierigkeitsgrad, zu erwartende Probleme, ...

Gruppe 1: Bild "Che Guevara"

Lösungen

 

M 1.1-M1.2

- Der Fotograf hat zweimal den Auslöser gedrückt. Im Hochformat und im Querformat. Mit beiden Formaten hätte man die Ikone machen können.  Man kann ein Foto mit verschiedenen Unterteilungen lesen. Entweder horizontale-,  diagonale- oder gerade- (von links nach rechts) Aufteilung. Der Autor des berühmten Che Guevara Fotos hat sich für ein herangezoomtes Portraitbild entschieden, das in zwei Horizontalen unterteilt werden kann, wobei die Mittelsenkrechte des Bildes direkt durch die Gesichtsmitte geht. Es ist dem Autor gut gelungen, einen Kontrast zwischen Hintergrund und Vordergrund zu erzeugen. Der Autor arbeitet auch mit zusätzlichem Schatten auf der linken Gesichtshälfte. (Siehe Gestaltung in der Dunkelkammer: http://de.wikipedia.org/wiki/Bildgestaltung)

 

- Die Wahl eines Fotos ist abhängig von der Erwartung der Öffentlichkeit und von dem historischen Kontext. Dazu kommt auch noch die Persönlichkeit des Helden. Dieser Bildausschnitt war dann wahrscheinlich für Korda am bedeutungsvollsten. Er hat sich für den Kopf und die Schulterpartie des Che Guevara entschieden, so dass dieser in etwa im Goldenen Schnitt dargestellt ist. Er hat das bewusst gemacht. Baum und zusätzlichen Mann hat er weggelassen.

 

- Das Bild erinnert an eine Christusdarstellung.

 

M2-M3

- Die Redaktion hatte 1960 die Fotos nicht genommen. Erst 1968, nach dem Tod Che Guevaras, konnte das Foto in einem neuen Kontext seine Wirkung entfalten. Dabei spielte sicher stark mit, dass das Bild revolutionäre, visionäre, zukunftsgerichtete Gefühle wachrüttelt.

 

- Revoluzzer, Killer, Popstar, Zukunft, Visionär, Kultfigur (http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/265/revoluzzer_killer_popstar.html)

 

 Kommentar

- Die Aufgaben dünken uns durchwegs ziemlich schwierig für die Sek 1 Stufe. Für die aufgaben 1-3 bräuchten die SCH Vorkenntnisse und Fähigkeiten in der Bildanalyse und Bildinterpretation.

- Abstand zu einem Bild zu gewinnen fände ich mit 12 Jahren kompliziert.

- Für die vierte Aufgabe ist Hintergrundwissen über das Foto und seine Verbreitung nötig.

- Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass das Wort Konnotationen bekannt ist.

- Die spezifische Suche im Internet für Aufgabe 5 braucht Übung.


Gruppe 2: Bild "Erschiessung eines Vietcong"

Lösungen:

 

M4

Dargestellt ist eine Hinrichtungsszene.

Hintergrund: Man sieht eine menschenleere Strasse. Auf der rechten Strassenseite stehen Häuser und auf der linken befinden sich Bäume.

Mittelgrund: Auf der rechten Bildseite eilt ein Mann vorbei. Rechts im Bild stehen Soldaten, welche bei der Hinrichtung zusehen.

Vordergrund: Der Polizeichef Nguyen Ngoc Loan steht leicht seitlich mit dem Rücken zum Fotografen. Er hält einen Revolver im ausgestreckten Arm und betätigt soeben den Abzug. Das Opfer steht mit geschlossen Augen frontal zur Kamera. Seine Hände sind auf dem Rücken zusammengebunden.

Die besondere Schockwirkung entsteht durch die Mimik der beiden Hauptpersonen. Der Polizeichef wirkt durch seine unbewegte Mimik kaltblütig und dominant, während das Opfer verbittert und wahrscheinlich durch den soeben erfolgten Abschuss geschockt aussieht.

 

Das Opfer wirkt hilflos und ausgeliefert. Niemand kann ihm helfen und seine Hände sind auf dem Rücken festgebunden. Er hat also keine Chance, seinem Schicksal zu entrinnen. Der Polizeichef hat dagegen die volle Macht. Ohne ein Anzeichen der Rührung oder des Mitleids, betätigt er den Abzug. Dadurch entsteht eine sehr starke Kontrastwirkung zwischen diesen beiden Personen. 

 

Der Ausdruck der zwei simultanen Schüsse ist hier sehr passend. In dem Moment als der Polizeichef den Abzug betätigt, drückt der Fotograf auf den Auslöser seiner Kamera. Der Polizeichef schiesst mit dem Revolver und der Fotografie "schiesst" mit der Kamera. Diese beiden "Schüsse" müssen tatsächlich gleichzeitig gemacht worden sein, denn der Abzug am Revolver wurde bereits getätigt, währendem das Opfer aber immer noch steht.

 

M5 - M6

Gemeinsamkeiten: Auf beiden Bildern sieht man einen Mann, welcher gerade erschossen wird. Es sind Bilder, bei welchen man den Zeitpunkt der Ermordung sieht. Bei beiden kommt der Schuss von rechts.

Unterschiede: Der Milizionär befindet sich in der Natur und der Vietcong in einer Stadt. Der Milizionär ist bewaffnet und beim Vietcong sind die Hände gefesselt. Beim Vietcong sieht man verschiedene Personen, sogar den Mörder.

 

Die Auswahl dieses Fotos war sicher, dass man den exakten Zeitpunkt des Todes mit der Kamera erwischte.

 

Das Foto mit dem Vietcong wurde im Vergleich zum anderen Foto mit dem Mörder „aufgeladen“. Dieser sieht kaltblütig und ohne Reue aus. Das Bild zeigt auch die Hilflosigkeit des Vietcongs. Er konnte sich nicht wehren, da es hoffnungslos gewesen wäre.

Ich habe das Gefühl, dass das Bild manipuliert sein könnte. Die Richtungen der Schatten stimmen nicht ganz überein.

Kommentar:

 

Vielleicht wäre es besser, wenn die Aufgaben in der 2. P. singular oder 3. P. plural anstatt 2. P. plural formuliert wäre.

 

M4

Die erste Teilaufgabe ist für alle SuS gut lösbar. Beim Betrachten eines Bildes ist es wichtig erst einmal Beobachtungen aufzuschreiben, ohne diese zu werten. Dies gilt besonders für geschichtliche Bildquellen. Was besonders schockierend wirkt sehen die SuS wahrscheinlich, wenn sie das Bild selbst betrachten.

 

Die zweite Teilaufgabe hat einen etwas höheren Schwierigkeitsgrad. Die SuS müssen die Situation gut beobachten und die Gesichter der Hauptpersonen lesen können. Für einige könnte es schwierig sein, passende Worte zu finden. Ein mögliches Problem sehe ich bei den Begriffen Polarisation und Kontrastwirkung. Die müssten im Vorfeld vielleicht kurz geklärt werden.

 

Die dritte Teilaufgabe gefällt mir sehr gut. Die SuS müssen die verschiedene Bedeutung des "Schusses" in diesem Kontext herausarbeiten.

 

M5 - M6

Die erste Teilaufgabe finde ich gut. Man muss sehr genau und bewusst die Fotos anschauen. Auch die Frage warum dieses zweite Foto gewählt wurde für den Vergleich, finde ich eine gute Ergänzung zur vorherigen Aufgabe. Aber die SuS könnten einfach die Gemeinsamkeiten wiederholen.

 

Die letzte Teilaufgabe es nicht ideal formuliert. Verstehen die SuS das Wort sukzessiv? Was ist mit aufgeladen gemeint? Und man versteht den Auftrag nicht ganz. Es könnte die Frage sein, was beim Vietcong-Foto hinzugekommen ist im Vergleich zum anderen Foto (also eine Wiederholung der Unterschiede). Oder es könnte heissen, was dem Bild bewusst hinzugefügt wurde, sei es mit Photoshop oder vor/während der Aufnahme.